F124

Die Berliner Altbaustruktur mit ihren Möglichkeiten des Dachausbaus und der Aufstockung trägt wesentlich zur städtischen Verdichtung und zur Schaffung von dringend benötigten Räumen bei, die die Stadt im Nebeneinander von Alt und Neu bereichern.

Das Projekt Friedrichstraße 124 ist Teil eines alten städtebaulichen Grundstücks aus der Zeit um 1880 und befindet sich am nördlichen Eingang zur Friedrichstraße in Berlin-Mitte.

Das Grundstück ist 50 m tief und 12,50 m breit und bietet mit seinem bestehenden, nach hinten abfallenden Baukörper viel Erweiterungspotenzial.

Die bestehenden Bürogebäude wurden in Holzrahmenbauweise um bis zu zwei Geschosse aufgestockt. Dadurch wurden ca. 40 % zusätzliche Bürofläche generiert und aktiviert.

Aufgrund der engen Platzverhältnisse vor Ort und der vor dem Gebäude verlaufenden Oberleitungen für die Straßenbahn war eine Kranstellung für die Anlieferung der Baumaterialien nicht möglich.

Für die Realisierung der Erweiterungen wurde eine leichte, elementierte Holzbauweise gewählt, die den Transport kleiner Elemente mit einem Lastenaufzug ermöglicht.

Die Tragfähigkeit der bestehenden Gebäudestruktur lässt eine begrenzte zusätzliche statische Belastung zu. Im Holzbau ist die Aufstockung um mehrere Geschosse durch die leichte Bauweise möglich.

Das Dach wurde als diagonales Flächentragwerk konzipiert, um die Lasten der darüber liegenden technischen Anlagen zu tragen.

Diese diagonale Struktur verleiht allen neu hinzugekommenen Gebäudeteilen einen unverwechselbaren neuen Charakter.

Der weite Blick aus dem obersten Geschoss über Berlin steht in starkem Kontrast zur Erdgeschosszone, die von hohen Brandwänden umgeben ist und gleichzeitig die gesamte Tiefe des Grundstücks von 50 Metern einnimmt.

Ein kathedralenartiger, 9 m hoher Baukörper im hinteren Teil des Grundstücks schafft nicht nur ein beeindruckendes Raumerlebnis, sondern reflektiert über die Metallfassade das Sonnenlicht in den Hof und schafft neue Aufenthaltsqualitäten.

Der Hof wird in einen Bauerngarten verwandelt, der Themen wie landwirtschaftliche Nutzpflanzen, Wasserschutz und ländliche Atmosphäre in den unmittelbaren städtischen Kontext stellt.

Zisternen sammeln das Wasser von allen Dachflächen, um den Garten zu bewässern.

Um von der fossilen Energieversorgung wegzukommen, wurde die Energiequelle durch eine Luftwärmepumpe realisiert.

Die Lüftungsanlagen sind mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Abluft aus den Räumen wird durch einen Wärmetauscher geleitet. Die Frischluft wird dadurch erwärmt oder vorgekühlt.

Eine Nachverdichtung bestehender Gebäudestrukturen in der Berliner Innenstadt ist aufgrund der leichten Holzrahmenbauweise problemlos möglich. So können zwischen 35-45% zusätzlicher Raum durch nicht ausgebaute Dachflächen generiert und aktiviert werden.

Eine energetische Sanierung der zum Teil noch mit Kohle beheizten Gebäude ist erprobt und kann mit hocheffizienten Wärmepumpen und Wärmerückgewinnungsanlagen realisiert werden. Auf diese Weise kann ein großer Teil des Gebäudebestandes auf einen nachhaltigen Energiestandard gebracht werden.

Regenwasser kann aufgefangen und für den Eigengebrauch zur Verfügung gestellt werden.